Unsere Rede zur Gedenkstunde am Volkstrauertag am Ehrenmal in Ochtersum

F. KarasAllgemein Leave a Comment

Wir sind Schülerinnen der 9a der Renataschule Ochtersum und bekommen hiermit die Möglichkeit, unsere Sicht auf den heutigen Volkstrauertag darzustellen. Wir haben uns in der letzten Woche mehrere Unterrichtsstunden mit diesem Gedenktag beschäftigt. Warum gibt es ihn? Seit wann? Was hat dieser Tag mit uns persönlich zu tun? Unsere Lehrerin fragte uns, inwiefern wir überhaupt von Krieg betroffen sind, wo wir doch eigentlich im Frieden leben. Sie erzählte von ihrem Großvater, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Kind aus Schlesien flüchten musste. Eine Mitschülerin erzählte, dass der Urgroßvater im Krieg gefallen ist. Eine weitere Mitschülerin berichtete, dass ihre Urgroßeltern in einem Arbeitslager waren, weil sie einem Kulturkreis angehörten, der von den Nationalsozialisten als „minderwertig“ bezeichnet wurde. Ein Schüler meldete sich und sagte: „Mein Großvater und mein Vater haben im Krieg gekämpft. Und ich bin als Kind vor Krieg aus dem Irak geflüchtet.“ Unsere Schule ist sehr bunt. Wir lernen zusammen mit Kindern und Jugendlichen, die aus der Ukraine, Afghanistan, Iran, Irak, Albanien, Libanon oder Somalia geflüchtet sind. Einige von ihnen ohne ihre Eltern oder andere Angehörige. Sie alle könnten von Krieg berichten, haben Krieg erlebt, wissen, was Krieg mit den Menschen macht. Im Unterricht haben wir Fotos betrachtet. Von einem älteren Ehepaar in der Ukraine, dass am Grab ihres gefallenen Sohnes stand und weinte. Von einem Soldaten in Israel, der vor dem Sarg seines Kameraden kniete. Von einer Mutter, die vor dem Grab ihres Sohnes in Gaza betete. Von der Trauerfeier, auf der die Ehefrau eines Bundeswehrsoldaten den Sarg ihres Mannes berührt, der in Afghanistan gefallen ist. Von einem Soldaten in Russland 1943, der vor einem Holzkreuz seines toten Kameraden im Schnee sitzt und dem man die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit im Gesicht ansieht. Wir stellten fest, dass es egal war, zu welcher Zeit das Foto gemacht wurde, in welchem Krieg, an welchem Ort… Es waren immer Menschen zu sehen, die um jemanden trauerten, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte, geliebt wurde und nun sehr fehlen wird.

Wir wollten uns klar machen, was wir mit Krieg und Frieden verbinden.

Was bedeutet Krieg für uns? Zuallererst Tod, Trauer, Schmerz, Zerstörung und Angst. Angst davor, dass man seine Familie, sein Zuhause verliert. Angst, einzuschlafen, weil man nur noch brennende Häuser im Traum sieht. Krieg bedeutet für uns, dass man seine Heimat verlassen muss, weil dort alles zerstört wurde, dass man Familie und Freunde zurücklassen muss. Und was bedeutet Frieden für uns? Frieden bedeutet Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, Liebe, genug zu essen und zu trinken, eine Zukunft, Freiheit, Gerechtigkeit, Lernen können, Hoffnung. Momentan fällt es auch uns schwer, immer zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Ein Kriegsschauplatz nach dem anderen wird sichtbar. In Europa schwelt der Konflikt im Kosovo, es ist Krieg in der Ukraine und die Situation in Israel und dem Gazastreifen lassen uns ratlos zurück. Wir wollen heute all der Menschen gedenken, die aufgrund von Krieg, kriegerischen Handlungen, Gewalt, Willkür und Unterdrückung ums Leben gekommen sind.

Dalai Lama, ein buddhistischer Mönch sagte einmal: „Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.“

Wir wünschen uns, dass dieser Ausspruch in möglichst vielen Köpfen und Herzen ankommt. Gerade zur heutigen Zeit!Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffen, dass Sie weiterhin immer so gut hinhören, wenn die „Jugend von heute“ etwas zu sagen und zu meinen hat.

Aysenur, Cansu, Celina und Nadine aus der 9a

 

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